Teil 21

Mittwoch, 21. Dezember

Nicki saß in seinem Gästezimmer am Schreibtisch und dachte nach. So vieles hatte er seit Monatsanfang erlebt. Sein ganzes Leben hatte sich verändert. Dafür war er Klaus unglaublich dankbar.
»Ich möchte ihm ein Weihnachtsgeschenk machen. Als Weihnachtsmann bekommt er bestimmt keine. Es ist ja niemand da, der ihn beschenken kann. Das ist schließlich sein Job. Ich werde mir etwas ganz Besonderes überlegen.«
Also stand er auf und machte sich auf den Weg in das Arbeitszimmer.
»Dann schauen wir mal, wofür sich Klaus interessiert.«
Nicki warf vorsichtige Blicke in Schränke und Vitrinen. Das erste, was ihm auffiel, waren die vielen Bücher, die überall standen. Die meisten von ihnen waren schon stark abgegriffen. Sie sahen aus, als wären sie schon dutzende, wenn nicht gar hunderte Male gelesen worden.
»Lesen ist sein ganz großes Hobby.«, hörte Nicki plötzlich eine Stimme hinter sich.
Erschrocken drehte er sich um und sah einen Wichtel, der hinter ihm stand.
»Ich wollte nichts anfassen. Ehrlich.«, entschuldigte sich Nicki.
»Keine Angst. Der Weihnachtsmann ist da nicht so streng. Wir dürfen alle in seinen Büchern stöbern, so lange wir sie nicht kaputt machen.«^
Der Wichtel nahm eines der Bücher zur Hand und blätterte darin herum.
»Er liebt Weihnachtsgeschichten. Leider hat er schon alle guten Bücher in seiner Sammlung. Es ist gar nicht so einfach guten Nachschub zu bekommen, deswegen liest er die alten Sachen immer wieder.«
Nicki nickte.
»Ich habe auch ein paar Bücher zu Hause, die wirklich schlecht sind. Da bekommt man große Lust, etwas zu schreiben, das viel besser ist.«
Mit dem Wichtel zusammen verließ er das Arbeitszimmer und unterhielt sich noch eine ganze Weile. Sie tauschten ihre Erfahrungen über Bücher aus, erzählten sich von den schönsten Geschichten, die sie kannten und träumten von den Erzählungen, die sie gern einmal lesen wollten, die aber in keinem einzigen Buch zu finden waren.
»Mensch, das ist es. Das ist die Idee, nach der ich gesucht habe.«
Nicki grinste über das ganze Gesicht.
»Ich werde Klaus eine Weihnachtsgeschichte schreiben. Darüber wird er sich bestimmt sehr freuen.«
»Oh ja.«, stimmte der Wichtel zu.
»Das wird ihm sehr viel besser gefallen, als die vielen Milchgläser und Kekse, die jedes Jahr in den Wohnzimmern auf ihn warten. Er kann sie schon nicht mehr sehen. Aber den Kindern zu liebe futtert und trinkt er alles weg. Deswegen hat er auch immer so einen dicken Bauch.«
Die beiden mussten lachen.
»Vielen Dank für deine Hilfe.«
Nicki schüttelte die Hand des Wichtels und verzog sich anschließend in sein Zimmer. Dort holte er Papier und Stifte hervor und begann zu schreiben.

(c) 2016, Marco Wittlee

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